Untermalung für das "Bildnis meiner Tochter Louisa im Alter von zwölf Jahren", Öl auf Leinwand, 40 x 35,5 cm, 2015
Ich verwende handelsübliche Tubenölfarben auf möglichst feiner Leinwand, Massivholz wie Eiche, Mahagoni und Zeder, aber auch Papier (auf Holz geklebt) und Kupfer. Letzteres natürlich nur bei Kleinformaten. Alle Malgründe außer Kupfer, das poliert wird, grundiere ich schwarz, ockerfarben, rotbraun oder olivgrün in Gouache für eine anschließende, die Plastizität betonende Untermalung des Motivs vom Dunklen ins Helle mit reinem Weiß für die höchsten Lichter.
Fotos benutze ich gelegentlich als Gedächtnisstützen oder kombiniere sie in Ausschnitten. Ihre vermeintliche Wirklichkeitstreue interessiert mich nicht. Trotz weitgehend glatter Malweise scheue ich – sofern zweckdienlich – weder sichtbaren Pinselstrich noch Impasto.
Meine Umrissvorzeichnungen entstehen mit Bleistift auf dünnem Transparentpapier im Verhältnis 1:1. Die Linien werden rückseitig mit weißer Kreide nachgezogen (daher das durchsichtige Papier) und mit harter Kugelschreiberspitze auf den Bildträger gepaust. Dann folgt die bereits erwähnte nach Lust und Laune unterschiedlich aufwändige, rasch trocknende Untermalung in Gouache.
Für die anschließende Arbeit in Öl verdünne ich die Farben in der ersten Schicht mit Terpin, in der zweiten mit Balsam-Terpentinöl und danach mit lösungsmittelfreiem gebleichten Leinöl nach der Faustregel „fett auf mager“. Diese Abfolge erleichtert zügiges Arbeiten bei Vermeidung von Frühschwundrissen in den oberen Farbschichten. Trockenbeschleuniger bzw. Sikkative sind für mich ein no go. Zum Schluss werden partienweise dünne Lasuren aufgetragen, allerdings in maximal zwei Schichten. Lasuren sind höchst delikate Farbfilter, mindern jedoch deutlich die Strahlkraft darunter liegender Töne. Ich liebe den Kontrast von farbstarken, „alla prima“ gemalten und ein- bis zweifach lasierten Flächen. Durchgehend und im Übermaß lasierte Bilder wirken nur in knalliger Sonne; bei gedämpften Lichtverhältnissen erscheinen sie oft stumpf und düster.
Fertige Lasurfarben sind im Handel erhältlich. Ich greife eher zu mittel bis gut deckenden Farben, die unter Zugabe von reichlich Öl (Walnussöl aus dem Reformhaus mit ganz wenig Venezianisch Terpentin) und/oder einem Transparent-Gel der Fa. Schmincke im richtigen Mischungsverhältnis wunderbar durchsichtig werden. Habe ich zwischendurch einige Tage pausiert, werden trockene Bildpartien mit Leinöl angefeuchtet, worauf sich frische Farbe geschmeidig vermalen lässt. Ich benutze sechs breit gebundene Borstenpinsel verschiedener Stärken, für Feinarbeit zwei rund gebundene mit lang auslaufender Spitze sowie mehrere fächerförmige Vertreiber. Miniaturen erfordern teure, hochfeine Aquarellpinsel aus Marderhaar, die bei Verwendung mit Öl rasch verschleißen.
Bei unpastoser Maltechnik kann ich nach einem halben Jahr Trockenzeit einen Schlussfirnis aufstreichen. Sprühfirnisse sind zweifellos praktisch. Sehr dünnflüssig und schnelltrocknend enthalten sie jedoch aggressive Lösungsmittel auf Alkoholbasis und wirken auf Grund ihrer zwar feinen, aber erkennbaren „Inselbildung“ logischerweise immer „gesprüht“.
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